Überlegungen zur Legalisierung von Cannabis
Et ceterum censeo cannabis puto esse legalisFrei nach Marcus »Porcius« Cato, der seine Reden
vor dem Forum Romanum immer mit den Worten:
„Et ceterum censeo Carthaginem esse delendam”
(Und im Übrigen bin ich der Meinung, dass Carthago zerstört werden sollte)
abschloss.

Seit in den 1930er Jahren in den USA eine Hexenjagd auf Cannabis veranstaltet wurde (vgl. Reefer Madness aus dem Jahr 1937), gelten Marihuana und Haschisch als äußerst gefährliche Suchtdrogen, die aus integeren jungen Leuten psychotische, mordende Bestien machen. Als dieses Gedankengut im Zuge der Ameri­kani­sie­rung nach Deutsch­land gelangte, wurde es zunächst unver­ändert über­nommen und der Besitz und Handel unter Strafe gestellt. Später kam noch das Attribut ‚Einstiegs­droge‘ ins Spiel und damit wurde es als eine der größten Gefahren hoch­stili­siert. So ist heute die Meinung weit verbreitet, dass fast alle Cannabis­konsu­menten früher oder später auch von anderen Drogen abhängig werden. Unter den aktuellen Rahmen­bedin­gungen ist diese Annahme auch absolut richtig. Der Grund besteht darin, dass Cannabis als illegale Droge in die einschlägige Drogen­szene verbannt wird.

Sicherlich ist Cannabis per Definition eine Drogezur Erklärung des Begriffs „Droge” in meinem Artikel über Drogen, doch sie ist bei Weitem nicht so verheerend wie andere Drogen. Todes­fälle, die unmittelbar durch Cannabis­konsum verur­sacht wurden, sind bis heute nicht bekannt. Es kann nicht so hoch dosiert werden, dass es zum Tode führt. Ein erwach­sener Mann müsste etwa 450 Gramm getrock­netes Marihuana guter Qualität auf ein Mal essen, um daran zu sterben.

Angesichts der verheerenden gesundheit­lichen Auswir­kungen von Alkohol und Tabak ist Cannabis mehr Heil- und Genuss­mittel als Sucht­droge. Tatsächlich wird bereits heute auf ärztliche Anord­nung Cannabis erfolg­reich zur Linderung verschie­dener unheil­barer Krank­heiten und dauer­hafter Schmerz­zustände einge­setzt, die sonst nur durch starke Schmerz­mittel mit erheb­lichen Neben­wirkungen behandelbar wären.

Cannabis erzeugt nachweislich keine körperlichen Entzugs­erschei­nungen. Für jene Konsumenten, welche die Droge gebrauchen und nicht missbrauchen, steht das Verlangen nach der entspan­nenden Wirkung im Vordergrund. Sie benutzen meist Mengen von weniger als 50 mg Haschisch guter Qualität pro Dosis, konsumieren selten öfter als 3 Mal täglich und gebrauchen Hanf wie ein natürliches Medikament. Für diese Menschen besteht nur eine geringe Gefahr, durch den Konsum Schäden zu erleiden. Als Indiz dafür steht die Ansicht der über­wiegenden Mehrheit der prakti­zierenden Ärzte, dass Cannabis weitaus weniger schädlich ist als Tabak oder Alkohol.

Cannabis schadet Kindern und Jugendlichen

Die Wirkung von Cannabis ist für Kin­der und Jugendliche sehr schädlich.
Einerseits lähmt Cannabis den jugend­lichen Tatendrang und die Lust auf Bewegung, was die körperliche Ent­wicklung stört, andererseits hat es un­mittelbare Auswirkung auf die Reifung wichtiger Funktionen des Gehirns, besonders der Sozialkompetenz und der Sprache. Die Reifung ist mit 18 Jahren noch lange nicht abgeschlossen, sondern erst mit 20 bis 25 Jahren, je nach Persönlichkeit.

Es sei aber eindringlich davor gewarnt, Cannabis leicht­fertig in größeren Mengen zu konsu­mieren. Dass gesund­heit­liche Risiken bestehen ist nicht auszu­schließen, gerade bei psychisch vor­geschä­digten Konsu­menten.
Auf der anderen Seite muss jedoch zugestanden werden, dass der Konsum von Cannabis weitaus weniger gesund­heits­schädlich ist als der von Tabak oder Alkohol. Menschen, die bereits ohne Cannabis zu psychotischen Zuständen neigen, sollten es überhaupt nicht nehmen und für Kinder und Jugendliche sollte es absolut Tabu sein.

Wer maßlos überdosiert und stündlich mehrmals konsumiert (ich kenne Berichte von Kiffern, die an einem Tag mehrere Gramm der Droge verbrauchen), missbraucht die Droge. Genau dieser Zielgruppe, und hier speziell den 12 bis 20-Jährigen, sollte erhöhte Aufmerksamkeit gewidmet werden. Hier ist differenzierte, aber neutrale Aufklärung erforderlich, weil das Verteufeln der Droge eher einen negativen Effekt hätte. Bei Jugendlichen verzögert Cannabis die geistige Reifung und die Entwicklung des Sprachzentrums im Gehirn. Personen, die vor oder während der Adoleszenz Cannabis konsumiert haben, leiden oft massiv unter Wortfindungsproblemen beim Formulieren gesprochener Sätze.

Cannabis im Straßenverkehr

Auch wenn Cannabis nicht die Tendenz zu überhöhtem Tem­po verstärkt, verändert es in jedem Fall die Wahrneh­mung. Gerade als Autofahrer muss man in jedem Moment Dutzende verschie­dener Informationen und Sinnes­ein­drücke parallel verarbeiten. Cannabis stört das Zusammenspiel von Wahr­neh­mung, Re­flexen und intuitiven Reaktionen.
Das kann beim Erkennen und Abwehren gefährlicher Situ­ationen wertvolle Zeit kosten und sogar zu falschen Reaktionen führen.

Auch die Fahrtüchtigkeit im Straßen­verkehr wird oft nicht korrekt bewertet. Es ist nicht von der Hand zu weisen, dass Cannabis Aus­wir­kungen auf Aufmerk­samkeit und Selbst­vertrauen hat. Wer unter der Wirkung von Cannabis Auto fährt, neigt eher zu Verkehrs­behin­derungen wegen zu geringer Geschwindigkeit als zu Geschwin­digkeits­über­schreitungen oder riskanter Fahrweise. Allerdings wird die Aufmerksamkeit und damit die Reaktions­bereitschaft und -zeit negativ beeinflusst. Es steht daher außer Zweifel, dass Cannabis, ähnlich wie auch Alkohol, im Straßenverkehr unzulässig ist und mit Sanktionen (Geldbußen, Führerschein­entzug etc.) belegt werden muss.

Konsumenten höherer Dosierungen, gleich welchen Alters, drohen massive Schädigungen des Gedächtnisses, insbesondere des Kurzzeitgedächtnisses. Man formuliert einen Satz und bricht mittendrin ab, weil man vergessen hat, wovon man gesprochen hat oder man geht beispielsweise in die Küche, um etwas zu Trinken zu holen, hat aber auf halbem Wege bereits vergessen, weshalb man in die Küche gehen wollte.

Wer ständig überdosiert, hat ein eklatant erhöhtes Risiko, an Psychosen zu erkranken. Depressionen, Paranoia und (eher selten) soziopathische Tendenzen können die Folge sein. Solche Erkrankungen sind anfangs nur vorübergehend, doch mit der Dosis und der Dauer des Missbrauchs steigt das Risiko, eine chronische Psychose zu erwerben.

Eine aussagekräftige Studie über Cannabis verlangt nach einer Unterscheidung von Nutzern und Missbrauchern. Deshalb ist es essentiell für die Relevanz der Studie, dass auch nach der Dosis und der Häufigkeit der Anwendung gefragt wird. Nur so lassen sich die Risiken des Cannabiskonsums zuverlässig klassifizieren. Leider wird dies in den bekannten Studien nicht thematisiert, obwohl gerade die Dosis darüber entscheidet, wie gefährlich der Konsum ist.

An dieser Stelle sei der berühmte Lehrsatz des Paracelsus zitiert:
Ein jedes Ding ist an sich ein Gift. – Allein die Dosis macht's.
Eine Erkenntnis des frühen 15. Jahrhunderts, doch ist sie so aktuell wie eh und je.

Es gibt aber auch Konsumenten, die mit der Droge verantwortungsvoll umgehen. Das bedeutet, dass sie sowohl die Dosierung als auch die Häufigkeit der Einnahme in vernünftigen Grenzen halten. Ihnen droht keine Gefahr, Psychosen oder Depressionen zu entwickeln. Sie gehen ihrer Arbeit nach und benutzen Cannabis nur am Feierabend zum Entspannen und für erholsamen Schlaf. Daran ist nichts Schädliches und es ist ungerecht, so einen Gebrauch zu kriminalisieren.

Eine Alternative zum verbotenen Cannabis stellen so genannte »Legal Highs« dar. Sie sind billig, im Internet frei verkäuflich und unterstehen weder einer gesetzlichen Aufsicht noch einer Qualitätskontrolle. Die Zusammensetzungen sind entweder unverständlich, falsch oder gar nicht dokumentiert. Der Konsument wird völlig im Dunkeln darüber gelassen, ob er durch das fragliche Produkt gesundheitlichen Gefahren ausgesetzt wird.

Cannabis (Cannabis sativa, also der gemeine indische Hanf) wird vom Gesetzgeber nach wie vor wie jede andere Suchtdroge behandelt und durch das Verbot in den Schwarzmarkt gedrängt.
Wer Cannabis kaufen möchte, läuft in der Drogenszene Gefahr, auch zum Probieren anderer Drogen verführt und von ihnen abhängig zu werden. Unter diesen Umständen ist Cannabis eine Einstiegsdroge. Jede andere Droge, die in den Schwarzmarkt gedrängt wird, wird zwangsläufig zur Einstiegsdroge, weil asoziale, gewinnsüchtige Dealer keine Skrupel haben, jeden süchtig zu machen, der ihm begegnet, weil der dann sein Kunde ist, an dem er gut verdient.

Ein Cannabiskonsument, der mit einer geringen Menge der Droge aufgegriffen wird, erhält eine Strafanzeige wegen des Besitzes von Betäubungsmitteln, wer mehr als eine als »Eigenbedarf«Der »Eigenbedarf« ist von Land zu Land unterschiedlich geregelt und liegt offenbar im Ermessen des jeweiligen Richters. deklarierte Menge besitzt, wird des Handels beschuldigt und unter Umständen in Untersuchungshaft genommen. Bis das Strafverfahren eröffnet werden kann, vergeht oft mehr Zeit als für Untersuchungs- und Strafhaft angemessen wäre. Dadurch wird die Staatskasse belastet, weil oft Haftentschädigungen fällig werden. Zudem werden viele der Verfahren wegen Geringfügigkeit eingestellt – Bis dahin haben sie der Staatskasse jedoch unnötige Kosten (Ermittlungskosten, Gerichtskosten, Pflichtverteidiger etc.) verursacht, die pro Verfahren leicht in die Zehntausende gehen können.

Würde Cannabis frei gegen einen Altersnachweis (ich halte 21 statt 18 Jahre für angemessen) in Apotheken oder lizenzierten Hanfgeschäften (Coffee-Shops oder Headshops) abgegeben, würde diese Gefahr nahezu völlig entfallen, weil in einem kontrollierten Umfeld keine Dealer andere Drogen anbieten würden. Für junge Erwachsene würde außerdem der »Reiz des Verbotenen« fehlen, was die Tendenz, Cannabis zu probieren und in der Folge ständig zu konsumieren, erheblich reduzieren würde. Diese bedingte Freigabe hätte einige sehr positive Auswirkungen auf Gesellschaft, Gesundheitswesen und Staatshaushalt:

Die Beispiele von Colorado, Kalifornien und vor Allem Kanada zeigen, dass die bedingte Legalisierung von Cannabis enorme Vorteile bringt und keine nachteiligen Auswirkungen auf die Gesellschaft hat. Im Gegenteil: Die zusätzlichen Steuereinnahmen werden in die Bildung investiert. Es ist keineswegs zielführend, die Droge zu verteufeln; das würde wegen des Reizes des Verbotenen sogar motivieren, Cannabis zu nehmen.

Die Prohibition von Alkohol in den 1920er Jahren hat gezeigt, dass kriminelle Organisationen erst durch das Verbot Fuß fassen konnten. Die Syndikate der Mafia konnten sich im Untergrund manifestieren und sogar die Behörden infiltrieren. Konkurrierende Syndikate bekämpften sich gegenseitig und Fälle von Kapitalverbrechen stiegen rasant an. Es konnte sich eine Subkultur potenzieller Straftäter etablieren (Speak-Easys und andere versteckte Etablissements), die wegen des illegalen Verkaufs weder Steuern noch sonstige Abgaben zahlten. Auf diese Weise wurden dem Staat Steuereinnahmen in Millionenhöhe vorenthalten. Die Kriminalität wurde also durch das Verbot massiv gefördert statt reduziert.

Verbote führen zu Begehren und das öffnet kriminellen Elementen Tür und Tor. Verbote schaffen erst den Nährboden für kriminelle, mafiöse Strukturen, welche jene Gelder einheimsen, die der Fiskus durch das Verbot leichtfertig verschenkt.

Auf der anderen Seite stehen die Unbelehrbaren, die wahllos alles konsumieren, was die Sinne verwirrt. Sie würden anfangs zwar mehr konsumieren, doch dieser Effekt wäre nur vorübergehend, weil die Drogen, die sie sonst nehmen, weitaus stärker wirken und deshalb bevorzugt würden. Auf Dauer würden sie vom Cannabis ablassen, weil ihnen die Wirkung ohnehin zu schwach wäre. – Sie bleiben unbelehrber. In der Gruppe der polytoxikomanenpolytoxikoman (gr.): von vielen Giften besessen Konsumenten gibt es aber auch einige Wenige, die wegen des einfachen Erwerbs und des günstigen Preises Cannabis bevorzugen würden.

Überhaupt würde nach einer Legalisierung der Konsum zeitweilig ansteigen. Durch eine wirksame Alterskontrolle beim Verkauf würden jedoch weniger Jugendliche Gelegenheit erhalten, Cannabis zu erwerben und zu konsumieren. Auf Dauer würde der Konsum zurück gehen.

Auf beiden Seiten kämpfen Lobbyisten dafür, das Verbot von Alkohol bzw. die Legalisierung von Cannabis zu verhindern, wobei es zwischen beiden Lagern durchaus eine Schnittmenge gibt. Die Alkohol-Lobby will ein Verbot verhindern, weil dadurch die Existenzgrundlage ganzer Industriezweige wegfallen würde. Die Anti-Hanf-Lobby will sich entweder am illegalen Handel bereichern oder Tausenden von Polizeibeamten, Richtern und Anwälten Arbeit verschaffen, in der sie ohnehin schon ersticken.

Einer Legalisierung steht die rigorose Haltung der Landesregierungen entgegen, die sich nach wie vor am Argument der »Einstiegsdroge« festhalten und Cannabis mit Heroin, Crack oder Crystal Meth gleichsetzen. Je nach Bundesland drohen für den Besitz einer kleinen Menge bereits Haftstrafen, anderswo gehen Konsumenten auch mit mehreren Gramm straffrei aus.

Die Politik hält an ihrem restriktiven Kurs fest, weil einige sehr konservative Mitglieder des Kabinetts von Aufklärung über dieses Thema nichts wissen wollen. Jeder Vorstoß einer Oppositionspartei für die Prüfung eines Gesetzesentwurfs wird im Keim erstickt und deren Initiatoren als verkappte Hippies verspottet.

So lange die Regierungen der Bundesländer nicht gemeinsam an einem Strang ziehen und unvoreingenommen die Vorteile einer Legalisierung erörtern, wird sich nichts ändern. Die Zahl der Drogentoten wird nicht sinken, völlig unnötige Strafverfahren verschlingen Hunderte von Millionen Euro, blockieren Polizei, Gerichte und Haftanstalten und die Regierungen verschenken Steuergelder.

Angesichts der Aussicht auf mehrere hundert Millionen zusätzlicher Steuereinnahmen und der Einsparung von mehreren hundert Millionen Euro sowohl bei der Justiz als auch bei den Krankenkassen sollte schon mal die Frage erlaubt sein, warum die Regierung sich immer noch so vehement gegen die Freigabe sträubt.

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