Schreiben ist nicht gleich Schreiben

Schreiben ist seit jeher eine hohe Kunst. Dazu gehört u.A. die grundlegende Fertigkeit, Schriftzeichen in geeigneter Weise aneinander zu reihen, um einen Sachverhalt, Gedanken oder sonstigen Inhalt festzuhalten und zu transportieren. Um eine spätere Rekonstruktion zum gesprochenen Wort hin zu ermöglichen bzw. zu erleichtern, muss die Aufzeichnung hinreichend genau erfolgen. In China gab es bereits vor 3000 Jahren die Kunst der Kalligraphieκαλλιγραφα (kalligraphia); abgeleitet von καλοσ (kalos) = Schönheit und γραφειν (graphein) = schreiben, also der Schönschrift.

Der Schreibstil

Zu einem guten Schreiber gehört noch viel mehr als die bloße Schriftkunde. Wesentlich höher zu bewerten ist der Schriftstil. Dazu gehören Teilgebiete wie LexikographieLexikographie (griech.):
Aufzeich­nung und Er­klä­rung des Wort­schat­zes ei­ner Spra­che oder meh­re­rer Spra­chen oder der Be­griffs­in­ven­tare von Sach­ge­bie­ten in Form von Wör­ter­bü­chern.

(c) Meyers Lexikonverlag
, die GrammatikGrammatik (griech.):
Teilge­biet der Sprach­wis­sen­schaft, das sich mit sprach­li­chen For­men und de­ren Funk­tio­nen im Satz so­wie dem Satz­bau be­fasst; Ge­samt­heit der Re­geln ei­ner Sprache
, die OrthographieOrthographie (griech.):
Recht­schrei­bung der Wör­ter ei­ner Spar­che
, die InterpunktionInterpunktion (lat.):
Setzung von Satzzeichen
, die TypographieTypographie (griech.):
Gestaltung eines Druckwerks im Hinblick auf Ästhetik; u. a. Wahl der Schrifttypen, Anordnung der Absätze und evtl. Bebilderung
, und nicht zuletzt der so genannte "rote Faden". Diese werden im Folgenden näher beleuchtet.

Lexikographie

Die Wahl der treffendsten Worte ist eine Kunst für sich, die zu erlernen viele Jahre in Anspruch nehmen kann. Je nach Herkunft und sozialem Status des Schreibers wird der Wortwahl unterschiedliche Bedeutung beigemessen. Anhand ihrer kann der Leser einiges über den Schreiber erfahren, denn der lexikografische Aspekt wird nicht zuletzt von Gewohnheiten bestimmt.

Grammatik

Der korrekte Bau von Sätzen ist ebenfalls eine Kunstform, die jedoch nicht von allen Schreibern in gleichem Maße beherrscht wird. Hier scheiden sich bereits die Geister. In Schulen wird Wert darauf gelegt, Verben in der richtigen Zeitform, Substantive in Fall und Zahl korrekt zu formulieren, Präpositionen, Pronomen und Attribute entsprechend der Zeiten, Fälle und Beziehungen zu beugen.
In der Praxis werden einige der dafür gültigen Regeln von vielen Schriftstellern missachtet. Diese Fehler zu korrigieren ist dann Sache des Lektorats.

Orthographie

Was dem Lektor mehr Arbeit bereitet als die Grammatik ist die richtige Schreibweise der einzelnen Wörter. Nach der Reform der Rechtschreibung um die Jahrtausendwende herrscht diesbezüglich allgemeines Chaos. Die einen wollen die neuen Schreibweisen nicht annehmen, weil sie schon immer so geschrieben haben, wie sie es tun, die anderen werden von der inkonsequenten Durchführung der Reform verunsichert und machen deshalb Fehler, die nicht nötig wären, wenn die neuen Regeln auf alle Wörter gleichermaßen angewandt würden.
Als Beispiel möchte ich den „Frisör” und den „Ingenieur” anführen, die beide den gleichen französischen Ursprung haben und nur teilweise eingedeutscht wurden. Eigentlich müsste man Letzteren also „Inschinör” schreiben. Damit wäre dem ursprünglichen Gedanken, der hinter der Reform stand wesentlich besser entsprochen. Doch im Bibliografischen Institut, das für die Rechtschreibreform mit verantwortlich zeichnet, arbeiten auch »nur« Menschen – und Menschen machen eben Fehler; das liegt in ihrer Natur.

Interpunktion

Johann Wolfgang von Goethe, der große Philosoph und Schriftsteller hat einmal gesagt: Interpunktion ist Privatsache. – und genau so halten es etwa neunzig Prozent derer, die sich als schriftkundig bezeichnen. An welchen Stellen Punkte, Kommata, Semikola, Doppelpunkte und Ausrufungs- bzw. Fragezeichen gesetzt werden ist zwar eindeutig geregelt, doch die Vielzahl dieser Regelungen macht es fast unmöglich, alle von ihnen zu beherrschen und richtig umzusetzen. Wenn z.B. an einer entscheidenden Stelle ein Komma falsch gesetzt ist, kann der Sinn des Satzes ein völlig anderer sein.

Typographie

Das Handwerk des Schriftsetzers und Buchdruckers, also die Lehre von Satz und Layout eines gedruckten Texts wird als Typographie bezeichnet und behandelt die Anordnung und grafische Aufbereitung des Geschriebenen. Sie ist – zusammen mit den bisher behandelten Teilgebieten – bedeutend für die Lesbarkeit. Hier kann man aber auch viele Fehler machen, welche dem Leser die Lust am Lesen gründlich zu vergällen imstande sind. Gerade im Zeitalter des Internets kann sich jedermann als Autor und Publlizist betätigen – und was dabei herauskommt, kann dem wirklich Schriftkundigen gelegentlich schon mal die Haare zu Berge stehen lassen.
In Briefen hat sich der so genannte Flattersatz durchgesetzt, in der Presse und der Literatur der Blocksatz. Ersterer wird meist der Einfachheit halber verwendet, während Letzterer ein ansprechendes Schriftbild garantiert.
Bei der Verwendung von mehreren Textspalten wird dem Umstand Rechnung getragen, dass viele Leser den Text überfliegen, um ihn schneller zu erfassen. Mit einiger Übung kann manch ein Leser mehrere hundert Wörter pro Minute lesen, verstehen und behalten.
Damit das Lesen nicht zu anstrengend für die Muskulatur der Augen wird, ist es von Vorteil, wenn die Zeilen nicht zu lang sind. So werden ermüdende schnelle Horizontalbewegungen reduziert und gleichzeitig die Erfassbarkeit erhöht. Genau darin bestehen die Vorteile des Mehrspaltensatzes. Ein kleiner Nachteil entsteht dadurch, dass durch die unterschiedlich langen Wörter in den Spalten oft recht große Zwischenräume stehen, die dem Schriftbild nicht gerade zuträglich sind. Wenn Wörter getrennt werden, kann es passieren, dass dies in mehreren aufeinander folgenden Zeilen der Fall ist. Das ist für das schnelle Erfassen äußerst hinderlich und sieht auch nicht gut aus. Im Zweifelsfall sollte man es vorziehen, einzelne Wörter zu trennen und zu sehen, wie sich der Text dann verteilt.

Der „rote Faden”

Der „rote Faden” beschreibt die Fertigkeit, das behandelte Thema so aufzubereiten, dass der Leser den Gedanken des Schreibers folgen und sich in seiner Vorstellung ein Bild davon machen kann. Da gibt es Erzähler, die z.B. von einem Ereignis berichten und dann abschweifen und vom Hundertsten ins Tausendste kommen. Der Leser wundert sich und weiß irgendwann nicht mehr, worum es eigentlich geht. So etwas hat mit einem guten Stil nichts zu tun. Besser ist es, die Geschichte so zu erzählen, dass der Leser von der Spannung zum Weiterlesen angetrieben wird.

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