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Gutes Deutsch

Rhetorik und Orthografie

Es gibt im Internet Millionen von Websites. Die meisten von ihnen wollen etwas verkaufen, andere versuchen, ihre Verfasser im besten Licht erscheinen lassen – manche von ihnen zeigen aber auch, wie sehr solche Versuche daneben gehen können.
Aus gegebenem Anlass sehe ich mich bemüßigt, etwas zu korrektem Deutsch zum Besten zu geben, auf dass die deutsche Sprache im Internet nicht zu einer schlechten Karikatur ihrer selbst verkomme...

Es ist ein Jammer! Die deutsche Sprache wird nicht mehr gepflegt. Jeder publiziert seinen Sermon im Netz und tut dies, ohne je über die korrekte Schreibweise nachzudenken. Lexikografie ist unnötiges Beiwerk, Grammatik ist zur abstrakten Kunst entartet und wer noch die richtige Interpunktion beherrscht, gilt heutzutage schon als Sonderling. Freilich – Sprache ist, statt Selbstzweck zu sein, nur ein Mittel zum Zweck; sie dient dem Informationsaustausch. Und sie ist insofern lebendig, als sie sich ständig verändert und neuen Gegebenheiten anpasst. Aber wer die Sprache nicht beherrscht, wird oft missverstanden oder kann sich vielleicht gar nicht verständlich machen.

Eine Unart, die besonders weite Kreise zieht ist, dass kein Wert mehr auf OrthografieOrthografie (griech.):
von ωρθοσ (orthos) = richtig und γραφηιν (graphein) = schreiben
Rechtschreibung
gelegt wird. Man schreibt alles klein, zieht Wörter zusammen oder lässt einzelne Silben weg. Das dient nicht etwa der Zeitersparnis, sondern befreit von der Unannehmlichkeit des Denkens.
Die Zeiten, in denen man sich vorher genau überlegt hat was man tippt, sind vorbei. Früher schrieb man mit einer Schreibmaschine direkt ins Reine und jeder Fehler bedeutete zwangsläufig, dass man von vorne anfangen und alles nochmal tippen musste. Dank dem Nutzen moderner Textverarbeitung kann man heute einen Satz binnen Sekunden umstellen, weitere Formulierungen hinzufügen und andere löschen.
Das Dumme daran ist, dass nach solchen Umstellungen oft die Fälle und Zeiten nicht mehr passen. Leider wird nicht mehr nachgelesen, was da eigentlich geschrieben steht. So entstehen Stilblüten und Satzkonstruktionen, die jedem Deutschlehrer die Zornesröte ins Gesicht treiben, aber auch bisweilen zu Lachanfällen führen können.

Das oder dass

Die Das-Dass-Regel

Wenn man „das” durch „dieses”, „jenes” oder „welches” ersetzen kann, ohne die Bedeutung zu verändern, wird ein einfaches s geschrieben.
Das Geld, das ich habe.
Das Angebot, das sie machte.
Wenn „dass” einen Nebensatz einleitet, wird es mit Doppel-S geschrieben.
Ich weiß, dass Regen nass ist.
Ich sage dir, dass es heute noch regnen wird.

Wie war das noch mit „das” und „dass”? — Dass die meisten Deutschen das nicht so richtig beherrschen, das ist meine Meinung. Es ist die Regel, dass hier Fehler gemacht werden.
Nach einem Komma wird „dass” geschrieben?
Wie — nicht immer? Was hat dann das Komma zu sagen?
Das Komma heißt: Aufpassen!
Wo ein Komma mit nachfolgendem »das« oder »dass« steht, gilt immer die Regel im Kasten rechts ⇒.

Das scharfe S

Scharfes S – Doppel-S

Wenn auf einen lang gespro­chenen VokalVokal (lat.): Selbstlaut, also A, E, I, O, U und alle Umlaute oder einen Doppel­vokal (ei, au usw.) ein scharf gespro­chenes S folgt, wird ß geschrieben.
Fuß, groß, außen, weiß, gießen, ...
Folgt es auf einen kurz ge­spro­chenen Vokal, wird Doppel-S ge­schrie­ben.
Wissen, Fass, Messe, Boss, ...

Ebenso wie die Regel mit „das” und „dass”, ist auch die Regelung mit dem scharfen S und dem Doppel-S für viele Deutsche ein Buch mit sieben Siegeln. Auch hier gibt es ein paar feste Regeln, die man leicht anwenden kann und mit denen man immer richtig liegt. Wie es richtig ist, zeigt der Kasten links ⇐.

Es sind genau diese zwei Regeln, die fast die Hälfte aller Rechtschreibfehler verursachen. Dabei sind sie ebenso einfach wie eindeutig. Es heißt also Riss, aber groß, weiß und außen.
Das scharfe S (eigentlich sz-LigaturSZ Ligatur genannt) ist ein Sonderfall des deutschen Alphabets, weil es diesen Buchstaben nicht in groß gibt. Wenn man ein Wort mit scharfem S in Großbuchstaben schreibt, wird ersatzweise immer das Doppel-S verwendet. Auch dazu gibt es eine Ausnahme: Um Missverständnisse in Eigennamen zu vermeiden, kann auch in Großbuchstaben das scharfe S verwendet werden.
Seit 2018 gibt es das ß auch in groß. Es sieht genau so aus wie das herkömmliche ß.

Ein Fall-Beispiel

Ein ironischer Merksatz aus der Grammatik lautet: Der Dativ ist dem Genitiv sein Tod.
Das hört sich zwar witzig und banal an, doch dieser Satz stellt seine Bedeutung mit seiner Formulierung beispielhaft dar. Der Genitiv ist ein Stiefkind der deutschen Sprache. Das wird besonders augenfällig bei einem Fehler, den beinahe jeder Deutsche macht:
Man sagt: am Vierten diesen Monats oder im Mai diesen Jahres.
Inzwischen klingt das schon völlig normal, doch das macht es nicht richtiger.
Fragen Sie doch mal danach: Im Mai wessen? – Das ist der Genitiv. Richtig ist Im Mai dieses Jahres bzw. am Vierten dieses Monats. Auch wenn das etwas seltsam klingt, ist es korrekt und entspricht den syntaktischen Regeln der deutschen Sprache. Wie würden Sie sagen? die Farbe diesen Bechers oder die Farbe dieses Bechers
Der Fall ist also klar der Genitiv und der Artikel von „Jahr” ist „dieses” und nicht „diesen”, denn das wäre der Akkusativ.

Der Fehler beruht auf einem Missverständnis, das seinen Ursprung in Oberflächlichkeit und Gewohnheit hat. Wir neigen dazu, alles gedankenlos über einen Kamm zu scheren.
Der Unterschied wird deutlich, wenn sich die Aussage nicht auf den laufenden Monat bzw. das laufende Jahr bezieht:
Im Mai letzten Jahres ist völlig korrekt – ‚des letzten Jahres‘ ist Genitiv. Nur wurde der Artikel weg gelassen.
Mitte nächsten Monats – im Prinzip der gleiche Fall; wieder wurde der Artikel weg gelassen. Der Fall ist Genitiv und der Satz korrekt formuliert.
An dieser Stelle kommt es zum Irrtum. Wenn es in der Vergangenheit „letzten” und in der Zukunft „nächsten” heißt, dann wird es in der Gegenwart wohl „diesen” heißen.

Groß und klein

In der deutschen Sprache ist genau geregelt, welche Worte groß und welche klein geschrieben werden. Nur Hauptwörter (Substantive, Nomen, Sachwörter) und Eigennamen werden groß geschrieben. Außerdem ist der erste Buchstabe in einem Satz immer groß. Alle anderen Wörter werden klein geschrieben.
Heutzutage ist es en vogueen vogue (frz.): in Mode, einfach alles klein zu schreiben, weil man da nicht über diese schwierige Regel nachzudenken braucht. – Auch wenn es in Mode ist, ist es nicht richtig, Substantive und Namen klein zu schreiben.
In einigen Fällen kann die richtige Groß-/Kleinschreibung von entscheidender Bedeutung sein, wie das folgende Beispiel zeigt:

In Berlin habe ich liebe genossen, ist zweideutig.
In Berlin habe ich liebe Genossen – Genossen, die lieb sind.
In Berlin habe ich Liebe genossen – Genuss an der Liebe.

Seid – seit

Auch hier werden immer wieder Fehler gemacht, obwohl es eigentlich nicht nötig wäre. Seit wird immer im Zusammenhang mit einer Zeitangabe verwendet.
Beispiele einblenden
Wenn es sich um ein Verb (2. Person plural von sein) handelt, wird seid geschrieben.
Beispiele einblenden


Die Inkonsequenz in der neuen deutschen Rechtschreibung

Es ist ein Graus! Der Duden verhunzt die deutsche Sprache.

Millionen Erwachsener, denen in der Schule noch die alte Rechtschreibung eingeprügelt wurde, schreiben heute Vieles falsch. Das Bibliografische Institut ließ es sich einfallen, dass minderbemittelte Jugendliche dadurch weniger Fehler machen, dass das Schriftdeutsch der Aussprache angeglichen wird. Dabei ist die Reform alles Andere als konsequent.

Man soll den Haareschneider jetzt nicht mehr »Friseur« schreiben, so wie es hundert Jahre lang richtig war, sondern »Frisör«. — Anders bei dem Wissenschaftler. Der »Ingenieur« wird seltsamerweise nicht »Inschinör« oder »Inschinjör« geschrieben, anscheinend, um dem »Genie« im Wort Rechnung zu tragen.
Der Tümmler wird nicht mehr Delphin geschrieben, sondern Delfin. Dafür wird die Naturwissenschaft »Physik« immer noch mit Ph geschrieben, weil »Fysik« oder »Füsik« einfach zu blöd aussieht.
Das Leid in der Floskel »Das tut mir Leid« war bis zur Rechtschreibreform nur groß geschrieben akzeptabel. Aber weil es im Wort »leidtun« klein geschrieben wird, soll es auch in der Floskel klein geschrieben werden. Dabei ist es das Leid, das es mir (an)tut. Was tut es mir? — Ein Leid.

Wie, um alles in der Welt, sollen Kinder korrektes Schriftdeutsch erlernen, wenn die Regeln nicht konsequent umgesetzt werden?
Deutsch ist eben eine Sprache, die Bildung voraus setzt. Als Deutscher sollte man sich einfach mehr der Kultur widmen und die Sprache in Wort *und* Schrift richtig erlernen.
Bereits Mark Twain hatte damals gesagt: Die deutsche Sprache sollte ehrfurchtsvoll zu den toten Sprachen gelegt werden, weil nur Tote die Zeit haben, sie zu erlernen.


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